Ab in die Tonne – aber die richtige!

Küchen- und Nahrungsabfälle vor Kompostierung energetisch verwerten

Bad Hersfeld, 08. November 2016 – Nahrungs- und Küchenabfälle privater Haushalte über die Biotonne zu erfassen, ist technisch machbar und wirtschaftlich sinnvoll. In ihrem jetzt beendeten, vom Bundeswirtschaftsministerium geförderten Forschungsprojekt „Bio-OPTI“(FKZ: 03KB105), das die Verwertung organischer Abfälle in den Bundesländern analysiert, zeigen die Wissenschaftler des Witzenhausen-Instituts, welche erheblichen Potenziale in der Tonne schlummern.

37 Millionen Bundesbürger haben Zugang zu einer Biotonne. Das heißt aber auch, dass 45 Millionen Deutsche ihre organischen Abfälle entweder auf den eigenen Kompost werfen oder in der Restmülltonne entsorgen. „Bioabfall ist sowohl die größte getrennte erfasste als auch die größte nicht getrennt erfasste Müllfraktion. Deshalb ist noch viel Luft nach oben, da große Mengen organischen Abfalls nicht einzeln gesammelt werden“, legt Projektmitarbeiter Dr. Michael Kern vom Witzenhausen-Institut dar. Seit Beginn des Jahres 2015 gibt es mit dem Kreislaufwirtschaftsgesetz einen klaren gesetzlichen Auftrag, Nahrungs- und Küchenabfälle getrennt zu erfassen, meint er weiter und weist gleichzeitig darauf hin, dass noch nicht alle öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträger diesem Auftrag nachkommen. So sei es nicht verwunderlich, dass die Erfassungsmenge deutschlandweit pro Einwohner und Jahr durchschnittlich nur bei 55 kg liegt (beziehungsweise ca. 120 kg bei den an die Biotonne angeschlossenen Einwohnern). Viele Landkreise und Kommunen streben eine Verlagerung der Bioabfallmengen, insbesondere der Küchen- und Nahrungsabfälle, von der Restmüll- in die Biotonne an. 


Noch ist die Biotonne nicht in allen Landkreisen Deutschlands eingeführt. Das Potenzial von organischen Abfällen im Restmüll, die noch zur Energieerzeugung genutzt werden können, schätzen die Forscher des Witzenhausen-Instituts auf ca. 40 Prozent. (Quelle: Witzenhausen-Institut)

Mit einer umfangreichen Analysematrix sind die Forscher den Entsorgungsgewohnheiten der Bürger in der Stadt und auf dem Land nachgegangen. Das Abfallaufkommen unterscheidet sich hauptsächlich bei den Gartenabfällen, die in Städten in geringerer Menge anfallen. Die Abfallzusammensetzung wurde auf der Grundlage von Analysen bei 25 öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträgern ermittelt und in ein bundesweites Modell zur Ermittlung des Bioabfallpotenzials im Restmüll auf Ebene der Kreise und kreisfreien Städte eingepflegt. Als Ergebnis verweisen die Forscher auf erhebliche Mengen, nämlich über 40 %, organischer Abfälle im Restmüll. So sprechen sich Dr. Kern und seine Kollegen dafür aus, mit gezielten Kampagnen und passenden Anreizsystemen in der Müllgebührenordnung die Bürger auf den hohen ökologischen Wert ihres Abfalls hinzuweisen. An oberster Stelle stehe die Müllvermeidung. Doch liegen auch in der Abfallvergärung und einer anschließenden Kompostierung große Potenziale zur Einsparung von Treibhausgasen. Je Tonne verwertetem Biogut (FM) lassen sich bis zu 180 kgCO2-Äq einsparen sowie bis zu 1,7 kg Phosphor (P2O5) recyceln.
In ihrem Bericht liefern die Forscher Vorschläge für geeignete abfallwirtschaftliche Maßnahmen sowohl zur Erfassung von Bio- und Grüngut, wie auch zu dessen Behandlung und Vergärung. Daneben geben sie Beispiele von gelungener Kreislaufwirtschaft und zeigen auf, mit welchen Mitteln der Bürger für eine ökologisch und ökonomisch sinnvolle Mülltrennung sensibilisiert werden kann.
Weitere Informationen
Das Projekt „BioOPTI – Optimierung der Biogasausbeute durch effiziente Erfassung und Verwertung von Küchenabfällen in Deutschland“ (FKZ: 03KB105) wurde im Rahmen des Programms „Energetische Biomassenutzung“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) gefördert.

Projektsteckbrief

Forschungsergebnisse

Kontakt
Witzenhausen-Institut
Werner Eisenberg Weg 1, 37213 Witzenhausen

Thomas Raussen – Projektleiter
Telefon: +49 (0)5542 9380-0
E-Mail: t.raussen(at)witzenhausen-institut.de

Dr. Michael Kern 
Telefon: +49 (0)5542 9380-0
E-Mail: m.kern(at)witzenhausen-institut.de

Dr. Felix Richter
Telefon: +49 (0)5542 9380-25
E-Mail: f.richter(at)witzenhausen-institut.de

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