Startschuss für grüne Kohle

Feierliche Inbetriebnahme der innovativen Demonstrationsanlage zur Herstellung von hochwertigen Brennstoffen aus Bioabfällen

Halle (Saale), 02.07.2013 – Nach 2,5 Jahren Laufzeit des Projektes „Integrierte Verwertungsanlage und Strategie für kommunale Biomasse – HTC Hallesche Wasser und Stadtwirtschaft“ (FKZ: 03KB049) war es am Montag endlich soweit: Im Rahmen des vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) initiierten Förderprogramms „Energetische Biomassenutzung“ weihten die Hallesche Wasser und Stadtwirtschaft GmbH (HWS) gemeinsam mit dem Deutschen Biomasseforschungszentrum gemeinnützige GmbH (DBFZ) eine innovative Demonstrationsanlage zur Herstellung von hochwertigen Brennstoffen aus Bioabfällen durch hydrothermale Carbonisierung (HTC) ein.

Foto: DBFZ

Im Beisein von Politikvertretern, Praxispartnern und begleitet von regem Medieninteresse nahmen Dr. Hermann Onko Aeikens, Minister für Landwirtschaft und Umwelt des Landes Sachsen-Anhalt, Egbert Geier, Bürgermeister der Stadt Halle, und Frank Bannert, Landrat des Saalekreises die neue Anlage auf dem Gelände der Deponie Halle-Lochau offiziell in Betrieb. „Ziel des Projektes ist ein Verwertungskonzept, das auch auf andere kommunale Unternehmen übertragbar und nachnutzungsfähig ist. Ein lagerfähiges Produkt als Energieträger mit einer vorzeigbaren Energiebilanz könnte erhebliche Mengen fossiler Energieträger ersetzen. Die HTC-Kohle von der HWS kann dieses Produkt sein. Mit der nachnutzungsfähigen Herstellung von HTC-Kohle in der Anlage ist ein großer Schritt zur industriellen Produktion eines klimafreundlichen Ersatzes für fossile Kohle getan. Damit leistet die HWS einen wichtigen Beitrag für den Klimaschutz“, so Matthias Lux, Vorsitzender der Geschäftsführung der Stadtwerke Halle GmbH, zu der die HWS gehört.

Dr. Marco Klemm, Projektleiter beim DBFZ und für die wissenschaftliche Begleitung des Projektes verantwortlich, erklärt: „Vor dem Bau der Demonstrationsanlage führte das DBFZ umfangreiche Laborversuche zur HTC durch. Im Mittelpunkt standen die Fragen: Sind die bei der HWS vorhandenen Substrate für das HTC-Verfahren geeignet? Wie beeinflussen die Prozessparameter die Ausbeute und die Qualität der HTC-Kohlen? Am DBFZ wurden verschiedene Substrate wie Bioabfall, Landschaftspflegematerial und Gärrest daher unter Laborbedingungen hydrothermal carbonisiert. Die Laborversuche haben gezeigt, dass die Substrate der HWS durch das HTC-Verfahren in eine kohlenstoffreiche HTC-Kohle umgewandelt werden. Die chemische Zusammensetzung und der Brennwert der HTC-Kohle sind mit fossiler Kohle vergleichbar. Im Labor konnten optimale Prozessparameter identifiziert werden. Diese Erkenntnisse werden nun auf die Demonstrationsanlage übertragen.“



Foto: DBFZ


Künftig sollen nun jährlich 2.500 Tonnen des kommunalen Grünschnitts mit dem HTC-Verfahren in einen Biobrennstoff umgewandelt werden.

Auf einer Fachkonferenz im Anschluss an die feierliche Einweihung diskutierten etwa 40 Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft zum Thema „Von der Abfallgrube zur HTC-Anlage - Ergebnisse des Zusammenwirkens von Wissenschaft und Praxis“ die aktuellen Erkenntnisse.

Exkurs Hydrothermale Carbonisierung
Die Hydrothermale Carbonisierung (HTC) ist ein Prozess, bei dem unter hohem Druck und hoher Temperatur, beispielsweise 220°C und 25 bar, Biomasse in wenigen Stunden in Kohle umgewandelt wird. Der Einsatz von HTC-Kohle, die mit ihren Brennstoffeigenschaften weitgehend jenen von Braunkohle entspricht, besitzt ein bedeutendes Potenzial zur Minderung klimaschädlicher Emissionen.

Der Reaktor im Container – das Innenleben der HTC-Anlage
Die Anlage besteht äußerlich aus mehreren Containern. Das Kernstück der Anlage ist der HTC-Reaktor „Art coal 3000k“ – ein horizontal liegender Rohrreaktor mit einem Volumen von 3 m³ und den Betriebsparametern von 220 °C und 25 bar. Entwickelt und hergestellt wurde die Anlage durch die Firma Artec Biotechnologie GmbH aus Bad Königshofen.

Den Standort der Anlage auf dem Gelände der Abfallwirtschaft GmbH Halle-Lochau (AWH) wählten die Experten ganz bewusst in direkter Nachbarschaft des Deponiegas-Blockheizkraftwerkes (BHKW) aus. So kann die erforderliche Wärmeversorgung, insbesondere für das Aufwärmen der wässrigen Biomassesuspension und die Kohletrocknung, durch einen Abgaswärmetauscher sichergestellt werden. Mit der Anlage entsteht ein ausgereiftes Beispiel für den am Standort Halle-Lochau im Aufbau befindlichen Kreislauf- und Ressourcenpark.

Weitere Informationen finden Sie in folgender Broschüre der HWS oder im Projektsteckbrief.


Kontakt


Projekt
Dr. Marco Klemm – Projektleiter (DBFZ)       
Telefon: +49 (0) 341 2434-537
E-Mail: marco.klemm(at)dbfz.de

Andreas Clemens – Direkter Ansprechpartner (DBFZ)
Telefon: +49 (0) 341 2434-479
E-Mail: andreas.clemens(at)dbfz.de

Falko Kietzmann – Direkter Ansprechpartner (Hallesche Wasser und Stadtwirtschaft GmbH)
Telefon: +49 (0) 345-581-4227
E-Mail: falko.kietzmann(at)hws-halle.de

Programmbegleitung des BMU-Förderprogramms
„Energetische Biomassenutzung“

Diana Pfeiffer – Projektkoordinatorin               
Telefon: +49 (0) 341 2434-554
E-Mail: diana.pfeiffer(at)dbfz.de

Bianca Stur – Öffentlichkeitsarbeit
Telefon: +49 (0) 341 2434-439
E-Mail: bianca.stur(at)dbfz.de







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